Welches Körperteil ist entscheidend beim Zieleinlauf?

Bei Laufwettbewerben kann es im Zieleinlauf zu knappen Abständen kommen. Oftmals geht es nur um Hundertstel Sekunden. Für die Feststellung des Siegers und die Rangfolge der Läufer ist entscheidend, wer zuerst mit dem Rumpf die Ziellinie überquert. Der Rumpf wird als der Bereich definiert, der von den Hüften bis unterhalb der Schulter reicht. Alle anderen Körperteile wie Kopf, Hals und Extremitäten werden nicht für den Zieleinlauf gewertet. Bisweilen ist die eigentliche Rumpflinie beim Überqueren der Ziellinie teilweise verdeckt. Dies kann durch den Läufer selbst geschehen, wenn er die Schulter nach vorn wirft. Da das Schulterblatt nicht zum Rumpf gezählt wird, wird der verdeckte Rumpfteil vom Zeitnehmer nachträglich eingezeichnet. Diese Nachbearbeitung kann dazu führen, dass es zu minimalen Abweichungen zwischen der vorläufigen und der offiziellen Zeit kommen kann. Manchmal zu beobachtende Korrekturen von Zeiten sind also nicht auf Messungenauigkeiten, sondern auf die manuelle Auswertung des Zielbildbetrachters zurückzuführen.

Beim Zieleinlauf versuchen die am Rennen beteiligten Läufer, den Oberkörper nach vorn zu werfen, um auch noch den letzten Spielraum für eine gute Zeit auszunutzen. Die Läufer müssen insbesondere bei Sprintwettbewerben ein gutes Gefühl für die Strecke entwickeln und das Vorbeugen des Rumpfes möglichst genau mit der Ziellinie synchronisieren. Nicht wenige Teilnehmer eines Laufwettbewerbs hat ein frühzeitiges Hochreißen der Arme den Sieg gekostet, da in dieser Pose der Oberkörper zurückgenommen wird. Ein Konkurrent, der auf den letzten Metern aufholt und mit vorgebeugtem Rumpf in das Ziel läuft, kann sich dann gegebenenfalls noch den entscheidenden Vorsprung erlaufen. Selbst die Kurzstrecken dominierende Sprinter wie Usain Bolt lassen sich selten dazu verleiten, vor Überqueren der Ziellinie eine Jubelpose einzunehmen. Auch wenn Usain Bolt die Show liebt und sich vom Publikum und den Medien auf Ehrenrunden gebührend feiern lässt, geht er doch geschlossen und konzentriert an jeden Lauf heran. 

Zu Zeiten, in denen ein Lauf noch per Hand gestoppt und kein Zielfoto erstellt wurde, kam es unausweichlich zu Ungenauigkeiten bei der Zeitnahme. Der Zeitnehmer musste an der Ziellinie stehend die Stoppuhr starten, sobald die Teilnehmer am Lauf starteten. Der Zeitnehmer konnte sich zum Starten der Stoppuhr nicht am Schuss der Startpistole orientieren, da ihn der Knall auf Grund der Schallgeschwindigkeit erst mit einer gewissen Verzögerung erreichte. Er achtete also auf den Rauch, der der Startpistole entwich. Je nach Witterungsbedingungen und eingesetzter Treibladung war der Rauch jedoch schlecht sichtbar. 

Um diese bekannten Unregelmäßigkeiten auszugleichen, wurden bei großen Sportveranstaltungen vor Einführung der elektronischen Zeitnahme drei Zeitnehmer angesetzt, die ausschließlich die Zeit des Siegers stoppten. Als offizielle Zeit wurde anschließend das statistische Mittel der Siegerzeit hergenommen, wobei die Zeiten der weiteren Platzierten selten dokumentiert wurden. Im Gesamtergebnis und in Zusammenspiel mit der menschlich bedingten Verzögerungszeit kam es bei den drei Zeitnehmern zu Abweichungen bis zu mehreren Zehntel-Sekunden. 

Zu Olympia 1952 in Helsinki wurde vom Uhrenhersteller Omega erstmals eine elektronische Zeitmessung im Sport erprobt und angewandt. Die elektronische Zeitnahme wurde anlässlich Olympia 1964 in Tokio mit einer von Seiko entwickelten Technologie weiter optimiert. Die vollständigen Ergebnisse der Zeitnahme konnten in Tokio bereits kurz nach Beendigung der Rennen ausgelesen und weiterverarbeitet werden. 

Je länger die Laufstrecken sind, desto mehr nimmt die Bedeutung der elektronischen Zeitnahme ab. Dennoch ist die moderne Form der Zeitmessung aus dem Sport nicht mehr wegzudenken und wird auch für Langstrecken angewendet. Geher und Marathonläufer werden genauso elektronisch gestoppt wie Kurzstreckenläufer. 

Die Zeitnahme bei Laufwettbewerben wird in Zukunft noch stärker automatisiert werden. Unternehmen arbeiten an intelligenten Systemen, die selbstständig die vollständigen Rumpflinien der Läufer beim Zieleinlauf erfassen, so dass die manuelle Auswertung und Definition des Zielfotos zukünftig auf die Überprüfung der vom System erfassten Markierungen reduziert wird.


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