Was ist eine kurze Ecke beim Fußball?
Sie gehört zu den Standardsituationen im Fußball und kann eine gefährliche Waffe sein - die Ecke. Nicht ohne Grund lassen viele Trainer der Bundesliga in den Übungseinheiten verschiedene Varianten eines Eckstoßes trainieren. Schließlich lässt sich mit einem Eckball ein Tor mit relativ wenig Aufwand erzielen. Insbesondere in einer Phase des Spiels, in der für eine Mannschaft nicht allzu viele Dinge gut laufen, kann eine derartige Standardsituation einen Treffer bringen. In der Regel werden Eckbälle lang in den Strafraum geschlagen. Dies hat seinen Grund, schließlich ist diese Variante nichts anderes als eine ohne Störfaktor (das heißt Gegenspieler) geschlagene Flanke. Ab und an - vor allem wenn diese langen Ecken mehrere Male keinen Erfolg bringen - erkennen aufmerksame Zuschauer eines Fußballspiels aber, dass der den Eckstoß ausführende Spieler keine Flanke in den Strafraum schlägt. Stattdessen wird der Ball kurz auf einen Mitspieler gespielt. Doch was bedeutet kurze Ecke eigentlich genau?
Der kurz geschlagene Eckball
Wie bereits angedeutet, wird der Eckstoß nicht immer lang in den Strafraum geschlagen. Bei einem kurzen Stoß legt der Ball nur wenige Meter zurück, bis er einen Mitspieler findet. Hier liegt ein entscheidender Unterschied im Vergleich zu einem "normalen" Eckball. Bei Letzterem ist der Ball zum einen so lange in der Luft, dass sich die gegnerischen Spieler besser positionieren können, um das runde Leder zu klären. Zum anderen befinden sich generell mehr Akteure im Strafraum, so dass die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass ein Mitspieler das Spielgerät erwischt, um ein Tor zu erzielen. Beim kurz ausgeführten Eckstoß ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass ein Akteur der eigenen Mannschaft an den Ball kommt.
Wird diese Variante konzentriert ausgeführt, ist es im Grunde ausgeschlossen, dass ein gegnerischer Spieler dazwischensprintet und den Ball vor der Nase stiehlt. Dazu muss er die Situation schon sehr weit im Voraus erahnen. Zwar lässt sich im Fußball mit Erfahrung viel erreichen, in dieser Hinsicht hat sie allerdings nicht allzu viel Wirkung.
Selbstverständlich müssen die eigenen Mitspieler mitdenken. Es bringt nichts, wenn der den Eckball ausführende Spieler diese Idee hat, allerdings kein Mitspieler darauf eingeht und ihm entgegengeht. Wird - vor allem in der Bundesliga - dann auf diese Weise der Ballbesitz leichtfertig hergegeben, sind die Trainer schnell sauer. Verständlich. Die Ausführung einer kurzen Ecke muss innerhalb eines Teams demnach abgestimmt werden, um die Chancen auf einen Erfolg (das heißt ein Tor) zu erhöhen.
Das sind die Vorteile der kurzen Ecke
Wie alle Standardsituationen im Fußball bietet auch ein kurz ausgeführter Eckstoß einige Vorteile. Zum einen sorgt er für Abwechslung. Werden zum Beispiel mehrere Ecken hintereinander lang und mit der gleichen Intensität (zum Beispiel langsam gechippt) in den Strafraum geschlagen, die dann aber keinen Erfolg bringen, kann ein kurzer Eckstoß eine tolle Variante sein. Zum anderen ist ein kurz ausgeführter Eckstoß immer eine Überraschung für den Gegner. Dies aus einem einfachen Grund: Bei einem Eckball versammeln sich viele Spieler beider Mannschaften im Strafraum. Jeder angreifende Kicker bekommt - bei der traditionellen Manndeckung - einen direkten Gegenspieler, der ihn decken und am Torerfolg hindern soll. Haben sich die "Pärchen" gefunden, erwarten alle in der Regel den langen Eckstoß. Die kurze Variante steht dieser Erwartung nun aber komplett entgegen. So bewirkt diese Form des Eckballs, dass sich zumindest einige Pärchen wieder auflösen und Unordnung entsteht. Genau dies ist die Absicht der angreifenden Mannschaft. In dieser Unordnung stehen die Chancen besser, ein Tor zu erzielen.
Beim Fußball - vor allem in der Bundesliga - kommt es auf Kleinigkeiten an. Die Spiele sind eng - ebenso wie das Spielfeld, wenn eine der beiden Mannschaften extrem presst oder hart in die Zweikämpfe geht. Gerade dann können Standardsituationen das entscheidende Tor bringen. Da eine kurz ausgeführte Ecke immer einen Überraschungsmoment darstellt, sollten alle Mannschaften immer mal wieder auf sie zurückgreifen. Auch im Training kann sich das Einstudieren bestimmter Varianten lohnen. Mitunter wird diese Ecken-Art auch dazu genutzt, um gegen Ende des Spiels "Zeit von der Uhr zu nehmen". Bei eigener Führung lässt sich so das runde Leder in den eigenen Reihen halten - und zwar in der Nähe der Eckfahne. Die Chance, vielleicht einen weiteren Eckstoß herauszuholen, ist groß.