Was ist die Garbage Time beim Basketball?
Francis Dayle “Chick” Hearn ist vermutlich nicht jedem Basketballfan ein Begriff. Der Journalist kommentierte in den 1960er Jahren die Spiele der Los Angeles Lakers und erlangte nationale Berühmtheit, als er mehr als 3300 Partien der Lakers am Stück begleitete. Dennoch verfolgen die Stilblüten des Kommentators jeden Basketballfan bis heute. Chick Hearn führte nicht nur den Slam Dunk und den Air Ball in das sportliche Vokabular ein, sondern ist auch für den Begriff Garbage Time verantwortlich.
Schonung für die Topstars
Ist ein Basketballspiel bereits weit vor dem Ende des vierten Viertels entschieden und es gibt keine Chance für ein Comeback des unterlegenen Teams, spricht man in der NBA von der Garbage Time. Der Begriff, der im Deutschen grob mit “Müll-Zeit” übersetzt werden kann, bezeichnet die Spielzeit, in der die Stars beider Teams auf der Bank Platz nehmen und zu den Trinkflaschen greifen. Da außer Ergebniskosmetik nichts mehr zu erreichen ist, setzen die Trainer auf die Spieler der zweiten und dritten Reihe. Dadurch kommt es im Basketball oft zu einem starken Abfall der Spielqualität - was allerdings nicht nur am Fehlen der Stars liegt, sondern auch am Wechsel der Spielweise.
Zeit ins Rampenlicht zu treten
Für die Ersatzspieler bedeuten die Schlussminuten, dass die Trinkflaschen zur Seite gelegt werden und die Laufwege auf der Taktiktafel keine Rolle mehr spielen. Es ist die Zeit, in der jeder Spieler seine individuelle Klasse demonstrieren kann. Ohne taktische Zwänge geht es gegen Kontrahenten, die ebenfalls nicht zur Spitzenklasse in der NBA oder einer anderen Liga zählen. Aufgrund des Abflachens der Spielqualität führte Chick Hearn den Begriff in den 1960er Jahren ein. Bis heute entwickelte sich die Garbage Time jedoch weiter; sogar ein Ehrenkodex geht in der NBA mit der speziellen Spielzeit einher.
Demütigung nicht erwünscht
Zwar gibt es kein offizielles Regelwerk für die ergebnis-irrelevante Zeit. Doch unter den Spielern und Trainern entstanden im Laufe der Zeit ungeschriebene Gesetze, an die es sich zu halten gilt. So darf das führende Team nicht auf Zwang versuchen, die Differenz auf der Ergebnistafel weiter zu vergrößern. Gerade in der NBA ist es verpönt, den Kontrahenten vorzuführen und das Spiel in eine Demütigung ausarten zu lassen. Ergebnisse, wie das 148-80 der Cleveland Cavaliers gegen die Miami Heat aus dem Jahre 1991, sollen vermieden werden.
Auch spektakuläre Spielzüge oder Experimente auf der Taktiktafel gehören nicht auf das Parkett, wenn das gegnerische Team chancenlos erscheint. Gerade Slam Dunks oder harte Blöcke werden nicht gern gesehen. Dass das Verletzungsrisiko in den Schlussminuten einer entschiedenen Partie möglichst gering gehalten werden soll, ist ein weiterer Grund für die Einführung des Ehrenkodex. Die Garbage Time zeigt sich jedoch nicht nur auf dem Parkett. Auch die Zuschauerränge sind davon betroffen.
Nur schnell weg
Während die Ersatzspieler beider Teams versuchen, sich ins Rampenlicht zu spielen, gilt für die Zuschauer: Nur schnell dem Stress entrinnen. Ein chancenloses Team wird selten bis zur letzten Sekunde angefeuert. Und so ist vor allem in der NBA das Phänomen zu beobachten, dass sich zu Beginn der Schlussminuten die Sitze schlagartig leeren. Die Zuschauer eilen zu ihren Autos, strömen in die U-Bahnen und nehmen den schnellsten Weg nach Hause. Wenn das eigene Team haushoch verliert, will man nicht noch ewig im Stau festsitzen oder sich durch Menschenmassen quälen. Und so gehört die Abreise der Fans ebenso zur der irrelevanten Spielzeit wie wilde Würfe der Ersatzspieler und bereits angezogene Superstars auf den Bänken.
Das genaue Gegenteil zur Garbage Time stellt die Clutch-Time dar. Enge Spiele, in denen sich kein Team absetzen kann, entscheiden sich oft in den letzten Sekunden oder im letzten Spielzug. Dann ist die Zeit der Superstars und Rollenspieler gekommen, die mit ihren Fähigkeiten den entscheidenden Korb machen sollen. Ist ein Spieler “Clutch”, kann er seine Qualitäten auch unter höchsten Druck abliefern. Die Trainer schneidern den Stars passende Spielzüge auf die Taktiktafel, während den Bankspielern nur der Griff zu den Trinkflaschen bleibt.
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