Warum gibt es im Sport Teambuilding-Maßnahmen?

Die Leistung des Einzelnen kann noch so herausragend sein – wenn die Mannschaft als Team nicht harmoniert, bleibt der langfristige Erfolg meist aus. Teambuilding ist daher in der heutigen Zeit eine wesentliche Basis des Mannschaftssports. Der Begriff bezeichnet allgemein den Prozess, ein Team zu formen, in dem die maximale Leistung durch ein strukturiertes Gruppensystem erreicht wird. Woher kommt der Gedanke des Teambuildings? Geprägt wurde der Begriff, wie der Name schon vermuten lässt, in den USA und wird seit Längerem auch hierzulande vor allem in Unternehmen durch Maßnahmen angewendet, die den Teamgeist der Mitarbeiter stärken sollen. Bezweckt wird ein langfristig positiver Effekt auf das Arbeitsklima und die Produktivität. Differenzen zwischen den einzelnen Charakteren sollen abgebaut und ein konstruktives Arbeiten erreicht werden.

Zahlreiche Agenturen haben sich mittlerweile darauf spezialisiert, Teambuilding-Trainings als Event für Firmen und deren Belegschaft anzubieten. Hier durchleben die Mitarbeiter entweder in- oder outdoor, vor allem aber in Form nicht alltäglicher Aktivitäten, was es heißt, im Team miteinander zu kommunizieren und auf den Anderen angewiesen zu sein. Ziel ist, dass sich die Entwicklung der Teamarbeit im Geschäftsalltag widerspiegelt und auf Dauer zum verstärkten Miteinander und zur Motivation seiner Teilnehmer beiträgt. Ein bei Firmen beliebter Teamevent ist beispielsweise der Hochseilgarten, in dem die Kollegen innerhalb eines Kletterparcours aufeinander angewiesen sind, sich gegenseitig sichern und unterschiedliche Talente und Fähigkeiten direkt anwenden müssen.

Bei einem solchen Event, ob dieses nun outdoor oder indoor stattfindet, sollen die Teilnehmer insbesondere die fünf Phasen der Gruppenbildung durchleben. Im Modell setzt sich dieser Prozess aus fünf Perioden zusammen: Forming (die Gruppe bildet sich), Storming (Differenzierung/Konflikt), Norming (die Gruppe gibt sich Regeln), Performing (Stabilisierung/Leistungsperiode) und Adjourning (Auflösung der Gruppe). Die erste Stufe der Gruppenbildung dient dem Kennenlernen, während die folgende kritische Phase geprägt ist von Konflikten der Teilnehmer untereinander. Ist diese Dauer erst einmal überwunden, kann als eigentliche Teamentwicklung eine Struktur etabliert werden, in der jeder Teilnehmer konstruktiv und am gemeinsamen Ziel arbeitet. Die letzte Stufe ist die Auflösung des Teams nach erfolgreichem Projektabschluss.

Teambuilding lässt sich auch im Sport wiederfinden und ist hier eine wesentliche Säule des Mannschaftssports. Fußballfans kennen die Fernsehbilder von der deutschen Nationalmannschaft, die im Vorfeld von Welt- oder Europameisterschaft abseits des Platzes miteinander Basketball spielt, Bogenschießen übt oder Ausflüge macht. Dies alles ist Teil eines Prozesses, der neben dem eigentlichen Training und der körperlichen Fitness vor allem das Wir-Gefühl stärken soll. Das Ziel dieser Maßnahmen ist, dass alle Spieler am gleichen Strang ziehen und Teamgeist entwickeln. Das DFB-Team wird mithilfe dieser Methoden auf den bevorstehenden Wettkampf vorbereitet, Spielerpositionen und Strategien werden festgelegt, Testspiele absolviert, gemeinsam Höhen und Tiefen durchlebt sowie Verhaltensweisen und Aufgaben jedes Einzelnen definiert.

Bleiben wir bei diesem Beispiel: Wir stellen zunächst fest, dass jeder Spieler, welcher dem Kader der Nationalmannschaft angehört, zu den besten Fußballern des Landes gehört und sich für das Projekt „Meisterschaft“ zeitlich begrenzt in einer neuen Konstellation wiederfindet. Allerdings bilden die Spieler zu Beginn der Forming-Phase lediglich eine Gruppe leistungsstarker Individuen. In kürzester Zeit muss also der Trainerstab aus den einzelnen Teilnehmern ein Team formen, in dem alle Ressourcen so genutzt werden, dass ein gemeinsames Ziel (die Meisterschaft) erreicht werden kann. Dazu ist ein ausgefeiltes Konzept von Seiten der Verantwortlichen notwendig, denn ausschließlich Fußballtraining würde weder Teamgeist noch volles Engagement der Spieler garantieren. Ein gruppendynamischer Teambuilding-Prozess wird insbesondere im Profi-Bereich also nicht einfach dem Zufall überlassen. Aus diesem Grund arbeiten heutzutage alle leistungsstarken Vereine bis in Ober- und Verbandsliga zur Saisonvorbereitung und fortwährend im Fußballtraining an den Beziehungsstrukturen innerhalb ihrer Mannschaften. Es muss dabei nicht immer ein exklusiver und kostenintensiver Teamevent sein. Bereits kleinere Übungseinheiten während des Aufwärmens tragen zur Teamentwicklung bei.

Teambuilding und -entwicklung schaffen im Mannschafts-, aber auch in Einzelsportarten Kooperationsbereitschaft, Vertrauen, wirken integrativ und sind daher ein unverzichtbare Elemente der Saisonvorbereitung. Zu Recht ist es daher auch die Teamleistung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, die nach dem WM-Erfolg von Expertenseite als wesentlicher Faktor des Turniersieges ausgemacht wird.


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