Gibt es Abseits beim Handball?

Beim Fußball ist häufig vom Abseits die Rede. Sei es in den Vereinen der Bundesliga oder der Nationalmannschaft: Fast an jedem Spieltag wird medial eine Entscheidung der Schiedsrichter kritisch hinterfragt, bei der das Abseits eine wichtige Rolle spielt. Doch gibt es etwas Vergleichbares eigentlich auch beim Handball – und wie erfolgt dort die Umsetzung der Regel?

Was ist das Abseits?

Unter diesem Begriff wird beim Teamsport in Deutschland, Europa und rund um den Erdball eine Situation verstanden, in der ein Spieler der einen Mannschaft zwischen dem Keeper und dem letzten Verteidiger der anderen Mannschaft postiert ist und dort entweder den Ball erhält oder ihn erhalten soll. In solchen Momenten wird das Spiel unterbrochen und mit einem Freistoß für das verteidigende Team fortgesetzt. Aus dieser Regel lassen sich unterschiedliche Einflüsse ableiten. Nicht selten ordnet der Trainer auf seiner Taktiktafel das Ausnutzen einer Abseitsfalle gezielt an. Bei ihr wird der gegnerische Stürmer bewusst in die verbotene Zone gelockt – und darf nunmehr nicht darauf hoffen, dass einem von ihm erzielten Tor die Gültigkeit zuerkannt wird. Wurde bei der Umsetzung der Falle aber nicht konzentriert gearbeitet, können derartige Versuche auch scheitern. Nämlich dann, wenn ein Verteidiger zu spät seine Position verlässt und somit keine Abseitslage entsteht.

Keine Abseitsregel beim Handball

Hier, wo die Bälle nicht mit dem Fuß, sondern per Hand von Spieler zu Spieler geleitet und ins Tor geworfen werden, können Abseitsentscheidungen indes nicht fallen. Der einfache Grund dafür: Sie sind im offiziellen Regelwerk der Verbände weltweit nicht vorgesehen. Zwar gab es in den letzten Jahren immer wieder Versuche einzelner Funktionäre, daran etwas zu ändern – durchsetzen konnten sich diese Bestrebungen bislang aber nie. Der letzte ernst zu nehmende Vorstoß in diese Richtung wurde im Jahre 2011 seitens der arabischen Verbände unternommen, verpuffte aber weitgehend ungehört. Es ist daher nicht davon auszugehen, dass sich auf absehbare Zeit etwas Revolutionäres ändern wird und die Gleichsetzung in diesem Punkt der Regeln mit dem Fußball erfolgt. Denn die dort längst etablierte Abseitsnorm lässt sich eben nicht vollständig auf den Handball ausweiten. Sie müsste vielmehr inhaltlich angepasst werden, was bislang aber nicht geschehen ist.

Warum ist die Regel nicht vorgesehen?

Im Gegensatz zum Fußball, wo mit elf Spielern agiert wird, sieht es auf der Taktiktafel eines Trainers beim Handball übersichtlicher aus. Ihm stehen lediglich sechs Akteure zur Verfügung, von denen einer das Tor hütet und sich die anderen fünf entweder in den Angriff oder die Abwehr einschalten. Es kommt daher praktisch nie vor, dass ein Spieler alleine derart weit vorne stehen und auf den Ball warten würde, dass eine Abseitsregel allgemein sinnvoll wäre. Keine Mannschaft kann es sich erlauben, im Defensivverbund auf einen Kollegen zu verzichten und diesen in die Offensive zu beordern – wo er dann mehr oder wenig hilflos herumstünde, während in der Verteidigung zeitgleich eine Unterzahlsituation entsteht. Der Nutzen dieses Vorgehens wäre daher gering. Spielzüge, wie sie beim Fußball zu erkennen sind und die ein breites Spektrum an Möglichkeiten bieten, sind im Handballsport nicht weit verbreitet. Folglich wird eigens für die theoretische Aussicht, dass sie doch einmal vorkommen könnten, kein entsprechender Passus in das Regelwerk eingefügt.

Leidet das Spiel unter der Entscheidung?

Wer den Handballsport mag und dafür etwa in Deutschland die Bundesliga verfolgt, kann sich durchaus fragen, ob eine solche Regel hier nicht sinnvoll wäre. Durchaus gibt es Befürworter, die mit Blick auf die Abseitsfalle beim Fußball vom Entstehen ähnlich spannender Situationen träumen. Dennoch sind beim Handball – ob in den Vereinen oder der Nationalmannschaft – die taktischen Elemente für das Zustandekommen solcher Spielzüge nicht gegeben. Die verfolgte Strategie mit sechs Mann kann nicht mit jener verglichen werden, die für elf Spieler und ein deutlich größeres Feld ausgelegt ist. Es war daher weise, eine solche Regel nicht für einen Sport zu verankern, der auf sie auch ganz gut verzichten kann. Der Handball wird daher weiterhin mit den ihm eigenen Reizen glänzen – und der Fußball macht das ebenso auf seine Weise. Der eine Sport mit, der andere ohne das ebenso geliebte wie verhasste Abseits.


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