Bei den Profis und den höherklassigen Amateuren wird schon lange mit einer Viererkette gespielt. Dagegen haben vielen Seniorenmannschaften im unteren Amateurbereich diese Art des modernen Fußballs noch längst nicht umgesetzt. Hier dominiert immer noch der Libero. Auch der Vorstopper beziehungsweise Manndecker hat nicht ausgedient. Nicht selten liegt es daran, dass diese Mannschaften zwar die Viererkette trainieren, aber Schwierigkeiten haben, sie im Spiel anzuwenden. Es besteht also kein Zwang, mit einer Viererkette zu spielen. Das trifft auch auf den Jugendbereich zu, denn zur erfolgreichen Umsetzung müssen die Spieler die körperlichen und mentalen Voraussetzungen mitbringen. Der moderne Fußball ist vor allem durch seine ballorientierte Ausrichtung geprägt. Dieses System erfordert von jedem Spieler eine gute körperliche Fitness und schnelles Umschalten, um in jeder Phase des Spiels die richtige Entscheidung zu treffen.
Zeit und Geduld.
Wer im Jugendbereich bei den D- oder C-Junioren mit der Einführung beziehungsweise dem Training der Viererkette starten will, muss Geduld und Zeit mitbringen. Die Viererkette und die zahlreichen Varianten erfordern ein kontinuierliches Üben und Ausprobieren. Wobei die Trainingseinheiten nicht zu lange sein sollten, damit die Jugendlichen mit Spaß bei der Sache bleiben. Im Vergleich zu den Senioren sind die jugendlichen Spieler noch nicht mit einem System vorbelastet. Das Erlernen eines neuen Systems fällt ihnen also wesentlich leichter.
Der fünfte Mann
Zur Viererkette zählen genau genommen fünf Spieler. Der Torwart füllt heute in etwa die Rolle aus, die früher der Libero innehatte. Das macht ihn zu einem wichtigen Teil der Viererkette. Um diese Aufgabe zufriedenstellend bewältigen zu können, muss der Torhüter auch fußballerische Qualitäten mitbringen. Deshalb ist seine Teilnahme am Techniktraining der Feldspieler obligatorisch. Als moderner Libero läuft er die Pässe der gegnerischen Mannschaft im und vor dem Strafraum ab. Dazu muss er ein Gefühl für das richtige Timing entwickeln, wann er das Tor verlassen darf. Die technische Qualitäten des Torwarts sind besonders dann gefordert, wenn er innerhalb der Viererkette in das Aufbauspiel integriert wird. Er stellt eine zusätzliche Anspielstation dar. Außerdem hat er von seiner Position hinter der Kette den besten Überblick und darf sich daher nicht scheuen, die entsprechenden Anweisungen zu geben.
Keine statischen Positionen in der Viererkette
Bei der Einführung der Viererkette im Jugendbereich sollte zunächst das Aufbauspiel mit dem Ball bevorzugt trainiert werden. Für die Jugendlichen ist es anschaulicher, wenn der Begriff Kette zunächst erläutert wird. Was genau passiert, wenn an dieser Viererkette „gezogen“ wird? Welche Lücken entstehen und wie können diese wieder gefüllt werden? Eine Viererkette variiert je nach Spielsystem. Beim System 4-2-3-1 sind andere Feinheiten zu beachten als beim System 4-4-2. Das sollte jedoch bei der Einführung der Viererkette zunächst nicht im Vordergrund stehen, um die Spieler nicht zu verwirren. Bevor es losgeht, benennt der Trainer mindestens fünf Spieler für die ballorientierte Verteidigung, denn im Ernstfall kann immer mal ein Spieler ausfallen. Deshalb ist es gut, wenn geschulter Ersatz zur Verfügung steht, damit das Spielsystem nicht umgeworfen werden muss.
Das Aufbauspiel beginnt in der Abwehr
Angriff ist die beste Verteidigung. Die alte Fußballerweisheit hat im modernen Fußball eine andere Bedeutung erlangt. Von einem Fußballer wird Flexibilität erwartet. Keiner ist nur Angreifer oder ausschließlich Defensivkünstler. Die Spieler in der Viererkette arbeiten nicht permanent gegen Ball. Ballorientiertes Abwehrverhalten heißt auch, einen wesentlichen Beitrag zum Aufbauspiel zu leisten. Das beginnt beim Üben mit einer Grundstellung, die circa 23 Meter vor dem eigenen Gehäuse beginnt. Die vier Spieler stehen aber nicht in einer Reihe. Eher entsteht ein Halbkreis. Links und rechts sind die Außenverteidiger positioniert, die in der Viererkette für die Offensive zuständig sind. Sie rücken beim Spielaufbau zu den beiden Sechsern im Mittelfeld auf und bilden mit diesen eine Linie. Aus dieser Konstellation ergibt sich, dass die zurückbleibenden Innenverteidiger zum gezielten Spielaufbau fünf Anspielstationen zur Auswahl haben. Bei den Übungen sollte der Trainer darauf achten, dass die Außenverteidiger möglichst nah an den Außenlinien postiert sind. Damit wird das Spiel breit gemacht. Während die Außenverteidiger nur leicht verschieben, tun dies die Sechser ballorientiert auf einer Linie. Bei dieser Übung, die zunächst ohne Gegner gespielt wird, entstehen zahlreiche Dreiecke, die sozusagen die Grundlage für ein erfolgreiches Aufbauspiel bilden. Bei dieser Trainingseinheit wird der Torwart mit Rückpässen angespielt. Erst wenn es den Spielern gelingt, die Übung fehlerfrei und mit nur einem Ballkontakt umzusetzen, ist es sinnvoll, mit Gegenspielern zu agieren.
Ballorientiertes Verschieben
Das Defensivverhalten der Viererkette beginnt ebenfalls circa 23 Meter vor dem eigenen Kasten. Im Vergleich zum Aufbauspiel stehen die Außenverteidiger tiefer und nicht so eng an der Außenlinie, denn es geht ja darum, die Räume für die Angreifer möglichst eng zu machen. Damit die D- und C-Jugend-Kicker die Raumeinteilung leichter verinnerlichen können, empfiehlt es sich, das Spielfeld beim Einüben der Viererkette in vier Zonen aufzuteilen. Für jeden Spieler also seine eigene Zone, in der er sich in der Grundstellung aufhält. In Zonen B und C, die für die Innenverteidiger vorgesehen sind, ist die Gefahr, dass die gegnerische Mannschaft ein Tor erzielt, am größten. Die Viererkette ist demnach darauf ausgerichtet, durch ein ballorientiertes Verschieben, dem Angreifer die Passwege zu verstellen. Das Ziel ist es, in der Nähe des Balles in der Überzahl zu sein und die gegnerischen Spieler somit am Torerfolg zu hintern. Hilfe erhält die Viererkette hierbei vom Mittelfeld, dass sich geschlossen nach hinten verschiebt. Wenn die jugendlichen Fußballer erst einmal das Prinzip der Viererkette verinnerlicht haben, kann der Trainer mit zahlreichen weiteren Übungen das Spielverständnis erweitern.